Jedoch verschwinden immer mehr dieser kleinen lokalen Betriebe, da sie mit den angebotenen Marktpreisen nicht gewinnbringend produzieren können. Aktuelle Entwicklungen im Bereich der digitalen Landwirtschaft verschärfen bisher das Problem nur, da kleine Betriebe oft nicht das Kapital und die Fläche besitzen, um die Vorteile der meist teuren Technik zu nutzen. Daher ist die Digitalisierung in der Landwirtschaft hauptsächlich auf größeren (>100 ha) Betrieben zu finden. Kleine und mittlere Betriebe profitieren bisher kaum von neuen Entwicklungen. Jedoch bietet die Digitalisierung auch diesen kleinstrukturierten Betrieben große Chancen.
Prozesse zu optimieren ist nicht nur großen Betrieben vorbehalten. Im Verbund kann dies auch in kleinen und mittleren Betrieben erfolgen. Dank moderner Kommunikationsmittel ist diesbezüglich die Vernetzung einfacher denn je. Ein gängiger Anwendungsfall ist der überbetriebliche Einsatz von Maschinen und Geräten, wie es z. B. durch Maschinenringe oder andere Genossenschaften umgesetzt wird. Jedoch ist bei der Nutzung von „digitalen Maschinen“ auch die Nutzung der Daten durch Dritte zu beachten. Die hochtechnisierten Maschinen beinhalten Betriebsgeheimnisse des Landwirts, welche dieser entweder selbst nutzen oder dafür bezahlt werden möchte. Somit muss beim Austausch von Maschinen auch sichergestellt werden, dass unbefugter Zugang bzw. Vermarktung entstandener Daten unterbunden werden kann. Auf der anderen Seite sind Verbraucher, Berater und Lebensmittelindustrie an den Daten zur Produktion sehr interessiert und die Freigabe könnte helfen neue Geschäftsmodelle zu erschließen und das Vertrauen der Verbraucher in heimische Produkte zu stärken. Daten sind das Gold unserer heutigen Zeit und sind das Kapital der Zukunft, auch in der Landwirtschaft.
Nach Freigabe der Daten trotzdem die Kontrolle darüber zu behalten, könnte durch die Blockchain-Technologie erreicht werden. Damit kann im digitalen Umfeld sicherer und nachvollziehbarer Handel zwischen zwei Parteien ohne einen Mittelsmann erfolgen. Die Dokumentation der Prozesse erfolgt in einer dezentralen Blockchain, welche einen Eingriff in bereits aufgezeichnete Daten verhindert. Dies ist besonders interessant, um Besitzrechte von digitalem Gut klar zu definieren. Dies kann Zahlungen, Besitz oder Rechte an digitalen oder Verweise zu reellen Gütern beinhalten. Durch den Eintrag in die Blockchain kann selbst der Besitz an geistigem Eigentum eindeutig dokumentiert, verkauft oder gekauft werden. Zusätzlich ermöglicht die Technik eine Transparenz für alle beteiligten Parteien, ohne dass eine Vermittlungspartei, wie z. B. ein Zwischenhändler oder eine Bank, nötig wäre. Dies würde Transaktionskosten sparen und neue Wege des dezentralen Handels bieten. Der Gewinn an den verkauften Produkten könnte zu einem größeren Anteil beim Erzeuger ausgeschüttet werden.
Ein Anwendungsfall der Blockchain-Technologie sind die sogenannten Kryptowährungen, welche als digitales Zahlungsmittel verwendet werden können. Zusätzlich bieten einige der Blockchain „Ökosysteme“, wie z. B. Ethereum, die Möglichkeit direkte Kaufverträge automatisiert umzusetzen oder digitale Datensätze einem Nutzer eindeutig zuzuordnen. Jeder Nutzer kann Datenflüsse und Zugehörigkeiten zumindest unter einem Pseudonym nachvollziehen. Einmal in die Blockchain übermittelte Daten können nicht mehr geändert werden (Demestichas et al. 2020).
Einsatzmöglichkeiten wären z. B. Produktionsprozesse eindeutig und verlässlich zu dokumentieren, Peer to Peer Verträge zwischen Erzeuger, Händler und Verbraucher zu erstellen oder Daten eindeutig einem Besitzer zuzuordnen. Hierbei könnte eine Blockchain z. B. die kompletten Produktionsbedingungen einer Saatgutproduktion bis hin zum gebackenen Brot dokumentieren. Somit könnte sehr präzise die Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit einzelner Produkte verglichen und bestimmt werden. Das Ziel sollte hier einerseits der Aufbau von Datensicherheit und Resilienz der digitalen Infrastruktur sein und parallel die Möglichkeit bieten wichtige Informationen für die nachgelagerte Lebensmittelindustrie und den Verbraucher sicher zu übertragen. Gleichzeitig ist die Datenhoheit des Landwirts von entscheidender Bedeutung. So soll trotz aller Digitalisierung der Landwirt die Möglichkeit und das Recht haben, die entstandenen Daten zu vermarkten, zurückzuhalten oder zu löschen. Dies ist auch unter der Annahme, dass die Regulierung von Seiten der Politik in Zukunft weiter zunehmen wird, von entscheidender Bedeutung. Die Digitalisierung der Prozesse könnte die Nachweis- und Dokumentationspflicht deutlich erleichtern und somit ein hohes Maß an Arbeit für die Betriebe einsparen.
Literaturverzeichnis:
- Demestichas, K., Peppes, N., Alexakis, T., & Adamopoulou, E. (2020). Blockchain in agriculture traceability systems: A review. Applied Sciences (Switzerland), 10(12), 1–22. doi:10.3390/APP10124113.
- Statista. (2021). umfrage-in-deutschland-zu-den-wichtigsten-aspekten-von-nachhaltigkeit-2021.pdf. Welche der folgenden Aspekte von Nachhaltigkeit sind für Sie persönlich wichtig, wenn es um Produkte und Services geht? https://de.statista.com/prognosen/1222271/umfrage-in-deutschland-zu-den-wichtigsten-aspekten-von-nachhaltigkeit
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